Ein Tatsachenbericht ohne dichterische Freiheiten
Ein Gastbeitrag von Uwe C. Lay
Die Religionsunterrichtsstunde ging an den zwei in der ersten Reihe sitzenden Mädchen spur-und folgenlos vorbei. Kein Evangelium erreichte sie. Sie störten den Unterricht aber auch nicht, sondern sie tuschelten und tuschelten und wechselten die Gesichtsfarben dabei schneller als ein Diskothekenstrahler.
Was bewegte diese jungen sich recht hübsch aufgebrezelt habenden Jungdamen? Sie beichteten gleich, aber ohne Reue! Eine Photographie wurde gezeigt. Mehrere junge Männer - eine Boygroup, vereint in Pose.
"Wir haben beschlossen, uns zu verlieben! In wen? Wir suchen Jungs, die ähnlich ausschauen wie die unserer Lieblingsboygroup! Damit wir uns aber beide nicht in den selben verlieben, hat sich jeder von uns für einen entschieden. Nun halten wir in den Pausen auf dem Schulhof Ausschau nach ähnlich Ausschauenden. Sieht der oder der genug ähnlich aus, um sich in ihn zu verlieben?"
Da hatten sie nun die ganze Unterrichtsstunde hindurch debatiert:
Ist der ähnlich genug, oder nicht?
Ist das irgendwie christlich?
Klug ist es. Erstmal haben die beiden begriffen, daß das Sichverlieben und Lieben zurückgeht auf eine Vorstellung in unserem Herzen von dem, den wir als liebenswürdig erachten. Der ist meiner Liebe würdig. Aber deshalb verliebe ich mich noch nicht in ihn, aber ich könnte es.
Sie haben schon begriffen, daß ihr Idealjunge nie der sein kann, den sie wirklich lieben werden können. Denn den gibt es nur auf dem Photo oder als Bild in unseren Herzen. Aber deshalb trauern sie nicht.
Sie schauen aus nach einem dem Idealbild Ähnlichen. Sie glauben daran, daß das Innere des Menschen sich im Äußeren widerspigelt. In das Herz unserer Mitmenschen kann nur Jesus Christus schauen, aber nicht wir. Aber wir können unserem Wahrnehmungsvermögen trauen, daß unsere Augen richtig urteilen können: Ist das der Rechte, die Rechte für mich.
Wer dies Vertrauen in sein Urteilsvermögen verloren hat, der wird blind für sein mögliches Glück. Die beiden Mädchen trauen sich was zu. Sie beraten sich aber auch gegenseitig, denn vier Augen sehen mehr als zwei.
Und sie wissen und praktizieren es auch:
Schönsein zieht die Liebe auf sich. Sie machen sich schön. Man kann eine Ehe vernünftig partnerschaftlich führen wollen, aber wo Liebe gedeihen soll, da gehört unbedingt dazu, die Frau, die in den Augen des Mannes schön ist und der Mann, der in den Augen der Frau attraktiv ist.
Und was ist daran christlich? Der Glaube, daß die
Liebe von Natur aus auf das Schöne ausgerichtet ist, weil das Schöne auch das Gute ist, denn
Gott selbst ist die Einheit des Guten und des Schönen.
Also, auf Gott vertrauen, daß unsere Augen schon den Rechten oder die Rechte erkennen werden, denn auch dafür gibt uns Gott unsere Augen.
Uwe C. Lay, Pro Theol Blogspot
Foto: bluefeeling / pixelio
Verfasst: 25.02.2018, 12:31 Uhr